The Special Ones
In der dieci Challenge League gibt es noch Spieler mit einer ungewöhnlichen Biografie. Wir präsentieren: die interessantesten Persönlichkeiten der Liga!
Es soll ja Leute geben, die glauben, im heutigen Fussball gäbe es keine echten Charakterköpfe mehr. Es fehlten Kicker mit einer beeindruckenden Vita, Fussballer, die Aussergewöhnliches erlebt haben oder die auf irgendeine Art herausstechen, so hört man. Wer so spricht, kennt die dieci Challenge League schlecht …
FC AARAU: Olivier Jäckle
Spieler, die mehr als zwei Saisons das gleiche Trikot tragen, sind heute eine Seltenheit. Den Gegenentwurf zu einer unbeständigen Karriere bildet Olivier Jäckle (32).
Als er sich 2008 dem FC Aarau anschloss, war das iPhone gerade erst erfunden worden. Fast 400 Partien absolvierte er bis dato für das Profiteam – und half daneben im Kindergarten aus oder fuhr als Freiwilliger für die Aktion «Nez Rouge» Betrunkene nach Hause.


AC BELLINZONA: Dragan Mihajlović
Das wünschen sich Fans sehnsüchtig: dass einstige Helden in ihrem Karriereherbst wieder zu ihrem Stammverein zurückkehren. Viele von ihnen schrecken die hohen Erwartungen ab – nicht so Dragan Mihajlović (33).
Nach einer Karriere, die ihn erst durch alle Tessiner Klubs und dann nach Zypern und Bulgarien geführt hatte, kehrte er vor drei Jahren zu dem Verein zurück, wo alles begonnen hatte. Die Verbundenheit liess niemals nach.
ÉTOILE CAROUGE FC: Signori António
Ungewöhnlich ist bereits sein Name. Tatsächlich ist Signori der Vorname des 31-jährigen Torhüters. Unbezahlbar sind seine Erfahrungen: Mit 21 Jahren wechselte der gebürtige Lausanner nach Angola, in die Heimat seiner Eltern, wo er zweimal Meister wurde. Auch im Nationalteam Angolas kam er zum Einsatz, spielte vor Zehntausenden von heissblütigen Fans.
Am letztjährigen Afrika-Cup brachte er im Viertelfinal die Nigerianer um Stürmerstar Victor Osimhen fast zur Verzweiflung – weil er so ruhig blieb, als würde er im beschaulichen Stade de la Fontenette von Carouge auflaufen.


NEUCHÂTEL XAMAX FCS: Mickaël Facchinetti
Kein Name ist enger mit Xamax verknüpft als Facchinetti. 24 Jahre lang stand Gilbert Facchinetti dem Verein als Präsident vor, als liebevoller Patron war er schweizweit geschätzt. Vor den Spielen lud er die Mannschaft in sein Anwesen ein, wo sie von seiner Frau bekocht wurde.
Xamax wurde in dieser Zeit zweimal Schweizer Meister und besiegte im Europacup Real Madrid oder Bayern München. 2018 verstarb Gilbert Facchinetti, sein Enkel Mickaël (34) sorgt dafür, dass der Name dem Verein erhalten bleibt.
FC RAPPERSWIL-JONA: Guillermo Padula
Manchmal scheint eine Reise weiter, als sie tatsächlich ist. 2018 verliess Guillermo Padula sein Heimatland Uruguay, um 11’000 Kilometer entfernt in der Schweiz Fussball zu spielen. Vieles hier dürfte ihm aber vertraut vorgekommen sein, denn er stammt aus dem Departement Colonia, das stark von Schweizer Auswanderern geprägt ist.
Dort wehen Schweizer Flaggen, es gibt Jodelchöre und Käsereien, die Restaurants servieren Rösti und Raclette, und die Einwohner heissen Häberli, Stutz oder Frey. In diesem Sinne: Willkommen zu Hause, Guillermo Padula!


FC STADE LAUSANNE-OUCHY: Luca Gelato
Am meisten Spass macht das Fussballschauen bei sommerlichen Temperaturen. Das Einzige, was da zum vollkommenen Glück noch fehlt, ist eine kühlende Süssigkeit. Bei Stade Lausanne-Ouchy gibt es die sogar auf dem Rasen.
Der Italiener Luca Gelato ist zumindest dem Namen nach der coolste Fussballer der Schweiz. Übrigens: Echtes italienisches Gelato gibt auch in den dieci Gelaterias in Zürich Niederdorf, Zürich Limmatquai, Rapperswil, Zug und Luzern – in 30 leckeren Sorten!
FC STADE NYONNAIS: Leorat Bega
Wer alte Fussballaufnahmen aus den 1970ern schaut, wird unweigerlich die vielen wallenden Mähnen bemerken. Doch seit ein paar Jahrzehnten geht der Trend hin zur Kurzhaarfrisur, die sich vor allem in Zweikämpfen bewährt hat.
Eine seltene Ausnahme ist der Hairstyle von Leorat Bega (22): Der Verteidiger trägt seine Locken bis über die Schultern, er hat die mit Abstand längsten Haare im Schweizer Profifussball – und sorgt damit für ein wenig 70er-Jahre-Flair auf unseren Plätzen.


FC VADUZ: Benjamin Büchel
Büchel heisst rund jeder 50. Einwohner Liechtensteins. Einer davon erlebte den Fussball in allen Facetten. 2012 verliess Benjamin Büchel seine Heimat, um sich im rauen englischen Fussball zu beweisen. Fünf Jahre lang tingelte er durch die Ligen, von der zweiten bis zur siebten, in sieben verschiedenen Klubs.
Er erlebte, wie die Fans im Pub Gesänge für ihn anstimmten, aber auch, wie gegnerische Supporter ihn 90 Minuten lang provozierten – und wie sie ihm applaudierten, als er mal zurückgab.
FC WIL: Simone Rapp
Als Profi Fan zu bleiben, fällt Fussballern schwer, schliesslich wechseln sie öfters mal den Klub. Einfacher hat es Simone Rapp (32), denn er ist glühender Anhänger vom HC Ambrì-Piotta. Als Kind im Tessin klingelte er so oft bei den in der Gegend wohnenden Hockeyanern, bis die Mutter es ihm verbieten musste.
Als Teenager brüllte er sich in der Fankurve im Stadion Valascia die Seele aus dem Leib. Aus ihm selbst wurde dennoch ein treffsicherer Fussballer, der nebenbei die Wirtschaftsmatura machte und gerne Möbel zimmert. Ein wahrlich untypischer Kicker.


YVERDON SPORT FC: Hélios Sessolo
Niemand kennt die dieci Challenge League besser als Hélios Sessolo (32). Rund 250 Partien hat er bis jetzt in dieser Liga absolviert – und das für sechs (!) verschiedene Klubs. Für den FC Le Mont, für Lausanne-Sport, Schaffhausen, Kriens, Thun und jetzt Yverdon ging er auf Torejagd.
Nur einmal, 2020, verliess er sein Revier, um es in Zypern zu versuchen. Allerdings nur für ein Spiel, dann kam Corona und er kehrte zurück. Als wäre es ein Zeichen dafür gewesen, dass eine dieci Challenge League ohne Hélios Sessolo undenkbar ist.